Sulforaphan als Entzündunghemmer

Unter Entzündungen verstehen die meisten Menschen schmerzende Gelenke oder juckende, gerötete Haut. Diese Symptome werden oft mit akuten Infektionen oder Verletzungen assoziiert. Doch Entzündungen sind weit mehr als nur lokale Reaktionen des Körpers. Sie sind komplexe immunologische Prozesse und spielen bei zahlreichen Erkrankungen eine Rolle. Viele Menschen suchen daher nach natürlicher Unterstützung, um chronische Entzündungen unter Kontrolle zu halten. Ein vielversprechender Kandidat könnte hierbei Sulforaphan aus Brokkoli sein.

Was ist eine Entzündung?

Eine Entzündung ist eine komplexe Immunreaktion des Körpers auf schädliche Reize wie Infektionen, Verletzungen oder Gewebeschäden. Biologisch gesehen ist eine Entzündung eine Abwehrreaktion des Immunsystems. Diese Reaktion zielt darauf ab, Schädlinge zu beseitigen und das betroffene Gewebe zu reparieren. Die klassischen Anzeichen einer Entzündung werden als Kardinalsymptome bezeichnet. Dazu gehören Rötung, Schwellung, Schmerz, Überwärmung und Funktionseinschränkung des betroffenen Gewebes (1).

Anzeichen einer Entzündung: Rötung, Schwellung, Schmerz
Die klassischen Anzeichen einer Entzündung: Rötung, Schwellung, Schmerz, Überwärmung und Funktionseinschränkung des betroffenen Gewebes.

Im Rahmen einer Entzündung setzen Immunzellen Botenstoffe frei. Zu diesen Immunzellen gehören insbesondere Leukozyten wie Neutrophile, Makrophagen und Lymphozyten. Die Botenstoffe umfassen Zytokine und Chemokine. Sie dienen dazu, die Entzündung auszulösen und zu steuern. Diese Botenstoffe locken weitere Immunzellen an den Ort der Entzündung und verstärken die Abwehrreaktion des Körpers.

Obwohl Entzündungen oft mit Schmerzen und Unannehmlichkeiten verbunden sind, sind sie nicht immer schlecht. In der Tat sind Entzündungen eine lebenswichtige Schutzreaktion des Körpers, die dabei hilft, schädliche Eindringlinge zu beseitigen. Ohne Entzündungen wäre der Körper anfälliger für Infektionen und Verletzungen. Darüber hinaus sind Entzündungen an der Wundheilung und der Regeneration von Gewebe nach Verletzungen oder Krankheiten beteiligt (2,3).

Dennoch führt eine übermäßige oder chronische Entzündung zu Gewebeschäden und verschiedenen Krankheiten. Chronische Entzündungen stehen in Verbindung mit vielen Erkrankungen. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, rheumatoide Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen und Krebs. Daher ist es entscheidend, das Gleichgewicht im Immunsystem zu wahren. Es ist wichtig, Entzündungen zu kontrollieren, um die Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern (4).

Was unterscheidet akute und chronische Entzündungen?

Akute und chronische Entzündungen unterscheiden sich sowohl in ihrer Dauer als auch in ihren Auswirkungen auf den Körper.

Akute Entzündungen treten schnell auf und sind in der Regel von kurzer Dauer. Sie sind eine natürliche und wichtige Reaktion des Immunsystems auf Infektionen, Verletzungen oder Gewebeschäden. Zu den typischen Merkmalen akuter Entzündungen gehören Rötung, Schwellung, Schmerz, Überwärmung und Funktionseinschränkung des betroffenen Gewebes. Akute Entzündungen werden durch Botenstoffe wie Prostaglandine und Zytokine ausgelöst und von Immunzellen wie Neutrophilen und Makrophagen vermittelt. Ihr Hauptzweck besteht darin, schädliche Eindringlinge zu beseitigen, das betroffene Gewebe zu reinigen und die Heilung zu fördern (5,6).

Im Gegensatz dazu sind chronische Entzündungen lang anhaltend und dauern über Wochen, Monate oder sogar Jahre an. Sie entstehen, wenn das Immunsystem dauerhaft aktiviert ist. Botenstoffe werden kontinuierlich produziert, auch wenn keine Infektion oder Verletzung vorliegt. Chronische Entzündungen werden durch verschiedene Faktoren verursacht. Dazu gehören anhaltende Infektionen, Autoimmunerkrankungen und ungesunde Lebensgewohnheiten. Zu den ungesunden Gewohnheiten zählen Rauchen und eine ungesunde Ernährung. Auch chronischer Stress oder Umweltfaktoren lösen chronische Entzündungen aus. Im Gegensatz zu akuten Entzündungen zielen diese nicht darauf ab, Gewebe zu reinigen und zu heilen. Stattdessen können chronische Entzündungen zu Gewebeschäden und Funktionsstörungen führen. Sie begünstigen auch verschiedene Krankheiten wie Diabetes und rheumatoide Arthritis. Auch entzündliche Darmerkrankungen und Krebs stehen mit chronischen Entzündungen in Verbindung (7,8).

Wie entstehen chronische Entzündungen?

Chronische Entzündungen entstehen durch eine Vielzahl von Faktoren, die das Immunsystem dauerhaft aktivieren. Zu diesen Faktoren gehören sowohl genetische als auch Umwelt- und Verhaltensfaktoren:

  1. Genetische Veranlagung: Einige Menschen sind aufgrund ihrer genetischen Veranlagung anfälliger für chronische Entzündungen. Bestimmte Gene erhöhen das Risiko für entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
  2. Autoimmunerkrankungen: Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe an, was zu einer chronischen Entzündung führt. Beispiele für Autoimmunerkrankungen, die chronische Entzündungen verursachen, sind rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes und Typ-1-Diabetes.
  3. Ernährung: Eine ungesunde Ernährung, die reich an verarbeiteten Lebensmitteln, Zucker, gesättigten Fetten und Transfetten ist, fördert chronische Entzündungen. Eine solche Ernährung stört das Gleichgewicht im Körper. Sie beeinflusst die Balance von entzündungshemmenden und -fördernden Stoffen.
  4. Übergewicht: Adipositas oder Übergewicht ist eng mit chronischen Entzündungen verbunden. Fettgewebe, insbesondere das viszerale Fett um die inneren Organe herum, setzt Entzündungsmediatoren frei, die zu einer systemischen Entzündung führen.
  5. Bewegungsmangel: Ein inaktiver Lebensstil und mangelnde körperliche Aktivität begünstigen ebenfalls chronische Entzündungen. Regelmäßige körperliche Bewegung kann Entzündungen reduzieren, indem sie die Freisetzung entzündungshemmender Substanzen fördert und die Aktivität des Immunsystems ausbalanciert.
  6. Störungen des Mikrobioms: Das Darmmikrobiom spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Immunsystems und Entzündungen im Körper. Eine Dysbiose ist eine Störung des Gleichgewichts der Darmflora. Sie führt zu einer erhöhten Permeabilität der Darmwand und darüber Entzündungen (7,9,10).

Welche Krankheiten werden durch Entzündungen beeinflusst?

Entzündungen spielen eine bedeutsame Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf verschiedener Krankheiten. Sie beeinflussen sowohl degenerative Erkrankungen als auch chronische Erkrankungen des Immunsystems.

  • Bei Diabetes mellitus, insbesondere bei Typ-2-Diabetes, spielen chronische Entzündungen eine wichtige Rolle. Entzündungen fördern die Entstehung einer Insulinresistenz. Sie beeinträchtigen außerdem die Funktion der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse. Beides gemeinsam resultiert in einem unzureichenden Blutzuckermanagement (11).
  • Chronische Entzündungen sind auch an der Entstehung von Herzkreislauferkrankungen wie Arteriosklerose, koronarer Herzkrankheit und Schlaganfall beteiligt. Sie fördern die Entwicklung von Plaques in den Blutgefäßen und erhöhen das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle (12).
  • Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose sind mit chronischen Entzündungsprozessen im Gehirn verbunden. Sie begünstigen die Degeneration von Nervenzellen und führen zur Entwicklung neurologischer Symptome (13).
  • Auch rheumatoide Arthritis ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der chronische Entzündungen zu Gelenkschäden und Funktionsstörungen führen. Das Immunsystem greift fälschlicherweise die Gelenke an, was zu Schmerzen, Schwellungen und Steifheit führt (14).
  • Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden durch anhaltende Entzündungen im Verdauungstrakt verursacht. Die Entzündungen führen zu Symptomen wie Bauchschmerzen, Durchfall, Blutungen und Gewichtsverlust (15).
  • Chronische Entzündungen können das Risiko für die Entstehung bestimmter Krebsarten erhöhen und das Tumorwachstum fördern. Indem sie zur Entstehung von DNA-Schäden beitragen, die zu Mutationen führen, begünstigen sie die Krebsentwicklung (16).

Sulforaphan als natürlicher Entzündungshemmer

Sulforaphan ist ein bioaktiver Pflanzenstoff, der hauptsächlich in Kreuzblütlern wie Brokkoli, Blumen- und Grünkohl vorkommt. Der Verzehr dieser Gemüsesorten wird mit einem geringeren Risiko verschiedener Krankheiten in Verbindung gebracht. Dabei könnte das entzündungshemmende Potential von Sulforaphan eine zentrale Rolle spielen.

Die entzündungshemmende Wirkung von Sulforaphan beruht dabei auf mehreren Mechanismen. Zum einen hemmt Sulforaphan die Produktion von entzündungsfördernden Molekülen. Diese Moleküle spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation der Entzündung. Ihre Hemmung führt daher zu einer Abnahme der Entzündungsreaktion.

Darüber hinaus wirkt Sulforaphan als Antioxidans. Es aktiviert körpereigene Enzyme, die freie Radikale hemmen. Freie Radikale verursachen Zellschäden und verstärken Entzündungen. Daher kann die antioxidative Wirkung von Sulforaphan dazu beitragen, Entzündungen zu verringern. Es kann auch Gewebeschäden verhindern.

Die entzündunghemmended Wirkmechanismen von Sulforaphan
Die entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkmechanismen von Sulforaphan: Hemmung entzündungsfördernder Moleküle und Aktivierung von antioxidativen Enzymen.

Dieser entzündungshemmende Effekt wurde bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen beobachtet. Darunter Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen und neurologische Erkrankungen. Es wird auch untersucht, ob Sulforaphan das Risiko für bestimmte Krebsarten verringert. Insbesondere geht es um Krebsarten, die durch chronische Entzündungen begünstigt werden.

Insgesamt zeigt Sulforaphan vielversprechende entzündungshemmende Eigenschaften. Daher könnte es als natürlicher Ansatz zur Vorbeugung und Behandlung entzündlicher Krankheiten dienen. Dabei lässt sich Sulforaphan sowohl in Form von Lebensmitteln, als auch als Brokkolisprossen-Extrakt einnehmen. Beide Methoden haben in Studien einen positiven Nutzen gezeigt (17,18).

Fazit

Natürliche Entzündungshemmer wie Sulforaphan bieten vielversprechende Ansätze zur Vorbeugung und Behandlung von chronischen Entzündung. Durch ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften tragen sie dazu bei, Entzündungen im Körper zu reduzieren und Gewebeschäden vorzubeugen. Die Verwendung von natürlichen Entzündungshemmern kann eine effektive Methode sein. Sie ergänzen eine gesunde Ernährung und Lebensweise, um chronische Entzündungen zu bekämpfen. Auch können sie das Risiko für entzündungsbedingte Krankheiten verringern. Es ist allerdings wichtig, weitere Forschung zu betreiben. Diese ist nötig, um die Wirkmechanismen und die optimale Dosierung zu verstehen. Studien zeigen dennoch vielversprechende Ergebnisse. Sie legen nahe, dass entzündungshemmende Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel die Gesundheit positiv beeinflussen.

Quellen

  1. Entzündungen: Ursachen, Symptome & Behandlung (deutsche-familienversicherung.de) (10.4.2024)
  2. What Is Inflammation? Types, Causes & Treatment (clevelandclinic.org) (10.4.2024)
  3. National Institute of Environmental Health Sciences: Inflammation (nih.gov) (10.4.2024)
  4. Chronic Inflammation – StatPearls – NCBI Bookshelf (nih.gov) (10.4.2024)
  5. Acute Inflammatory Response – StatPearls – NCBI Bookshelf (nih.gov) (10.4.2024)
  6. Hannoodee S, Nasuruddin DN. Acute Inflammatory Response. 2022 Nov 14. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2024 Jan–. PMID: 32310543.
  7. Chronic Inflammation – StatPearls – NCBI Bookshelf (nih.gov) (10.4.2024)
  8. Pahwa R, Goyal A, Jialal I. Chronic Inflammation. 2023 Aug 7. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2024 Jan–. PMID: 29630225.
  9. Chronic inflammation: What it is, why it’s bad, and how you can reduce it – Mayo Clinic Press (10.4.2024)
  10. Risk Factors: Chronic Inflammation – NCI (cancer.gov) (10.4.2024)
  11. Tsalamandris S, Antonopoulos AS, Oikonomou E, Papamikroulis GA, Vogiatzi G, Papaioannou S, Deftereos S, Tousoulis D. The Role of Inflammation in Diabetes: Current Concepts and Future Perspectives. Eur Cardiol. 2019 Apr;14(1):50-59. doi: 10.15420/ecr.2018.33.1. PMID: 31131037; PMCID: PMC6523054.
  12. Heart Inflammation – What Is Heart Inflammation? | NHLBI, NIH (12.4.2024)
  13. DiSabato DJ, Quan N, Godbout JP. Neuroinflammation: the devil is in the details. J Neurochem. 2016 Oct;139 Suppl 2(Suppl 2):136-153. doi: 10.1111/jnc.13607. Epub 2016 May 4. PMID: 26990767; PMCID: PMC5025335.
  14. Get The Latest News About Rheumatoid Arthritis & Heart Disease Today! (12.4.2024)
  15. Crohn’s disease – Symptoms and causes – Mayo Clinic (12.4.2024)
  16. Singh N, Baby D, Rajguru JP, Patil PB, Thakkannavar SS, Pujari VB. Inflammation and cancer. Ann Afr Med. 2019 Jul-Sep;18(3):121-126. doi: 10.4103/aam.aam_56_18. PMID: 31417011; PMCID: PMC6704802.
  17. Ruhee RT, Suzuki K. The Integrative Role of Sulforaphane in Preventing Inflammation, Oxidative Stress and Fatigue: A Review of a Potential Protective Phytochemical. Antioxidants (Basel). 2020 Jun 13;9(6):521. doi: 10.3390/antiox9060521. PMID: 32545803; PMCID: PMC7346151.
  18. Canto A, Martínez-González J, Miranda M, Olivar T, Almansa I, Hernández-Rabaza V. Sulforaphane Modulates the Inflammation and Delays Neurodegeneration on a Retinitis Pigmentosa Mice Model. Front Pharmacol. 2022 Mar 1;13:811257. doi: 10.3389/fphar.2022.811257. PMID: 35300301; PMCID: PMC8921528.