Jeder hat mal Magenschmerzen, aber manchmal gehen sie einfach nicht mehr weg. In solchen Fällen könnte eine Gastritis, eine Entzündung der Magenschleimhaut, dahinterstecken. Doch wie entsteht sie und wie wird sie behandelt? Und kann einer Gastritis vorgebeugt werden? In diesem Artikel werden die Ursachen von Gastritis und ihre Symptome erklärt. Außerdem wird erläutert, ob Sulforaphan bei der Behandlung von Gastritis helfen kann.
Was ist eine Gastritis?
Eine Gastritis ist eine Entzündung der Magenschleimhaut. Um die Entstehung dieser Erkrankung besser zu verstehen, gilt es zunächst die Funktion des Magens genauer zu beschreiben. Der Magen hat die Aufgabe, die zerkleinerte Nahrung zu einem Brei zu zerlegen und bis zum weiteren Transport aufzubewahren. Dieser Vorgang erfolgt mithilfe des sauren Magensafts, der vom Magen produziert wird.
Der Magensaft enthält aggressive, saure Bestandteile, die die Magenschleimhaut angreifen können. Um dies zu verhindern, verfügt der Magen über Schutzmechanismen. Diese Schutzmechanismen erneuern kontinuierlich die Zellen der Schleimhaut und neutralisieren den sauren Magensaft.
Ein Ungleichgewicht zwischen den sauren Bestandteilen des Magensafts und den Schutzmechanismen kann zu einem Magengeschwür führen. Häufig trägt eine Infektion des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori zu diesem Ungleichgewicht bei. Dieses Bakterium kann in der Magensäure überleben und löst Entzündungsprozesse aus. Dadurch schwächt es die Schutzmechanismen des Magens und verstärkt die aggressiven Faktoren (1).
Die Symptome von Gastritis können von Person zu Person variieren und unterschiedlich stark wahrgenommen werden. Zu den häufigen Symptomen gehören:
- Oberbauchschmerzen
- Übelkeit
- Abdominelle Missempfindungen
- Völlegefühl, vermehrtes Aufstoßen
- Starkes, bohrendes Hungergefühl bei vermindertem Appetit
- Nüchternschmerz, aber auch Schmerz nach dem Essen
- Schnelles Sättigungsgefühl bei Nahrungsaufnahme (3)
Wie entsteht eine Gastritis und was sind ihre Folgen?
Eine Gastritis kann verschiedene Ursachen haben. Aufgrund dessen wird sie grob in drei große Gruppen unterteilt. Diese Unterteilung ist bekannt als die ABC-Klassifikation (3):
Typ | Ursache | Häufigkeit in Deutschland |
---|---|---|
A – Autoimmungastritis | Unbekannt | ca. 5% |
B – Bakterielle Gastritis | Helicobacter pylori | ca. 60% |
C – Chemische Gastritis | Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika, chronischer Gallereflux, hoher Alkohol- und Tabakkonsum | ca. 30% |
Die häufigste Ursache für eine Gastritis ist das Bakterium H. pylori. Viele Menschen tragen dieses Bakterium in sich, entwickeln aber keine Symptome. Bei 10-20% der Menschen treten jedoch Beschwerden und Magenerkrankungen auf. Die Übertragung des Bakteriums kann auf verschiedene Weisen erfolgen: Von Mund zu Mund, über den Stuhlgang, kontaminiertes Wasser oder Nahrungsmittel und von Tieren auf Menschen.
Risikofaktoren, die die Entstehung von Gastritis begünstigen, sind:
- Einnahme von Arzneimitteln
- Alkohol- und Tabakkonsum
- Psychosomatische Aspekte wie Stress, Ärger und Angst
- Stressulkus, meist bei Intensivpatienten nach sehr schwerer Erkrankung oder Verletzung
- Nacht- und Schichtarbeit
- Hormonregulation-Störung wie das Zollinger-Ellison-Syndrom
- Morbus Crohn, chronische Darmerkrankungen (4)
Die Folgen von Gastritis können schwerwiegend sein. Bei etwa 1 bis 2 von 10 Menschen entwickelt sich ein Geschwür im Magen oder Zwölffingerdarm, was zu Blutungen oder im schlimmsten Fall zu einem Gewebedurchbruch führt. Bei einer chronischen Belastung und dauerhaften Beschädigung des Gewebes, steigt das Risiko für Magenkrebs erheblich an. Wenn die Magenschleimhaut stark geschädigt ist, sind die Veränderungen häufig irreversibel (4).
Diagnose und Therapiemaßnahmen von Gastritis
Die Diagnose von Gastritis erfolgt in der Regel durch eine endoskopische Untersuchung, auch bekannt als „Magenspiegelung“. Hierbei wird ein Gastroskop durch den Mund und die Speiseröhre in den Magen eingeführt. Somit können die Speiseröhre, der Magen und der Zwölffingerdarm untersucht werden. Während dieser Untersuchung können Entzündungen und Blutungen an der Magenschleimhaut festgestellt werden. Bei Verdacht wird eine Biopsie durchgeführt, bei der Gewebe entnommen und auf Zellveränderungen, Bakterien oder Krebszellen untersucht wird (5).
Weitere Tests wie der H. pylori-Schnelltest ermöglichen es, das Gewebe gleich vor Ort auf das Bakterium zu untersuchen. Diese Untersuchung stellt die schnellste und unkomplizierteste Methode dar. Ein weiteres nicht-invasives Verfahren ist der Harnstoff-Atemtest. Dabei trinkt der Patient eine Lösung mit Harnstoff, der den H. pylori aktiviert. Die Stoffwechselprodukte des Bakteriums können in der Atemluft nachgewiesen werden (4). Um eine zuverlässige Diagnose zu gewährleisten, sollten mindestens zwei Verfahren miteinander kombiniert werden (3).
Die Behandlung von H. pylori erfolgt in der Regel mit Antibiotika. Zur Hemmung der Magensäureproduktion werden Protonenpumpenhemmer (PPI) eingesetzt. Allerdings werden sie in Verbindung mit schweren Nebenwirkungen wie Störungen im Knochenstoffwechsel und osteoporotischen Frakturen gebracht. H2-Rezeptor-Antagonisten hemmen ebenfalls die Magensäureproduktion, sind jedoch nicht so stark wie PPI (4).
Vorbeugende Maßnahmen
Präventive Maßnahmen sind von großer Bedeutung, um den Folgen von Gastritis vorzubeugen. Es gibt bestimmte Nahrungs- und Genussmittel, die die Produktion von Magensäure anregen, zu meiden. Laut Robert Koch Institut zählen dazu geräucherte, scharfe Speisen, Fett, Alkohol, Süßigkeiten, Koffein und Rauchen/Tabak. Der Verzehr dieser Lebensmittel soll reduziert und vermieden werden. Die Wahl der Speisen soll auf leicht verdauliches und magenschonendes Essen wie Haferflocken, Melonen, Kartoffeln und fettarmen Fisch fallen. Die Verträglichkeit für bestimme Lebensmittel kann individuell variieren. Daher gilt es auszuprobieren und zu beobachten, wie welches Lebensmittel vertragen wird.
Die Anzahl der Mahlzeiten, sowie die Tageszeit der Einnahme, spielen ebenfalls eine Rolle bei der Bildung von Magensäure. Es wird empfohlen Mahlzeiten in regelmäßigen zeitlichen Abständen zu sich zu nehmen, um die Säureproduktion im Gleichgewicht zu halten. Die Nahrungsaufnahme soll in fünf kleine Mahlzeiten statt in wenige großen aufgeteilt werden.Traditionelle Heilmittel wie Kräutertees und Heilerde können die Magenschleimhaut beruhigen und Entzündungen lindern (6).
Stresssituationen und die Einnahme von Medikamenten können sich ebenfalls negativ auf den Magen auswirken. Um den Magen zu entlasten, sollte Stress möglichst vermieden, oder mithilfe von Entspannungstechniken, reduziert werden. Es gilt zu prüfen, ob Medikamente durch besser verträgliche Alternativen substituiert werden können (4).
Die Wirkung von Sulforaphan auf Gastritis
Wie bereits beschrieben, spielt die Ernährung eine erhebliche Rolle bei der Behandlung und Prävention von Gastritis. In diesem Zusammenhang ist Sulforaphan eine spannende Substanz. Sulforaphan ist ein Abbauprodukt von Glucosinolaten. Es befindet sich in Kreuzblütlern, wie Brokkoli und verschiedenen Kohlarten. Glucosinolate beinhalten scharf schmeckende, schwefelhaltige Bestandteile. In der Natur dienen sie den Pflanzen der Abwehr von Fraßfeinden und Pathogenen (7). Sulforaphan wird erst durch sogenannte enzymatische Hydrolyse aktiviert und kann vom Körper aufgenommen werden: Das pflanzeneigene Enzym Myrosinase muss die inaktive Vorstufe in das aktive Sulforaphan umwandeln.Im rohen Gemüse wird dieser Prozess bei mechanischer Zerkleinerung durch Kauen oder Schneiden aktiviert(8).
Sulforaphan gilt als antioxidativ, entzündungshemmend und antibakteriell. Aus diesem Grund wurde das Interesse von Wissenschaftlern geweckt, Sulforaphan auf gesundheitliche Auswirkungen zu überprüfen. Ein zentrales Molekül, über das Sulforaphan wirkt, ist Nrf2. Dies ist ein sogenannter Transkriptionsfaktor. Bei der Einnahme von Sulforaphan wird das Nrf2 aktiviert, welches die Abwehrprozesse des Körpers stimuliert. Somit kann sich die Einnahme von Lebensmitteln, die reich an Sulforaphan sind, positiv auf Erkrankungen wie Gastritis auswirken.
In einer Studie australischer Wissenschaftler wurden die Effekte von Sulforaphan auf Gastritis und das Bakterium H. pylori überprüft. Es konnte festgestellt werden, dass mithilfe von Sulforaphan die Aktivität von H. pylori gehemmt und sogar komplett eliminiert wird. Dafür soll die tägliche Dosis von Sulforaphan 20-40 mg betragen. (9). Eine weitere Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen und erläutert, dass die wirksame Dosis 0,36mg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag betragen soll. Bei 70kg Körpergewicht sind das 25mg. Sulforaphan kann auch in Form von Supplementen eingenommen werden. Die Supplementation ist eine sinnvolle Weise der Einnahme, da Sulforaphan sehr empfindlich ist. Beim Kochen von Gemüse, das reich an Sulforaphan ist, ist der Prozess der enzymatischen Hydrolyse gestört. Beim Schneiden wird Sulforaphan zwar gebildet, aber je länger es gekocht wird, umso mehr Sulforaphan geht verloren (10). Idealerweise soll das Gemüse roh gegessen werden. oder gedämpft werden, allerdings nicht länger als 5 Minuten (11).
In einer weiteren Studie aus dem Jahr 2017 wurden ebenfalls Auswirkungen von Sulforaphan auf Gastritis überprüft. Dabei wurden Sulforaphan-reiche Brokkoli-Sprossen mit Alfalfa-Sprossen vergleichen, die kein Sulforaphan enthalten. Brokkoli-Sprossen gelten als Pflanzen mit dem höchsten Wert von Sulforaphan. Positive Effekte auf Gastritis hatte nur die Gruppe, die täglich Brokkoli-Sprossen konsumierte. Die Ergebnisse wurden mittels H. pylori-Schnelltests erhoben. Während der 8-wöchigen Studie haben sich die Werte von H. pylori in der Interventionsgruppe erheblich reduziert. Im Anschluss an den Testzeitraum mit einer erhöhten Aufnahme von Brokkoli-Sprossen wurde der Konsum gestoppt. Daraufhin sanken die Werte wieder auf das zu Beginn des Experiments gemessene Niveau zurück. In der Kontrollgruppe wurden keine Veränderungen festgestellt.
Die Ergebnisse dieser Studien weisen auf das große Potenzial von Sulforaphan zur Senkung des Risikos von Magenerkrankungen hin. Allerdings ersetzt die Einnahme von Sulforaphan nicht die bereits bekannten Behandlungstherapien. Wissenschaftler weisen auf die Notwendigkeit weiterer Studien hin, um die gesundheitlichen Effekte von Sulforaphan zu untermauern (12).
Fazit
Gastritis ist eine Entzündung der Magenschleimhaut, die unter anderem durch das Bakterium H. pylori ausgelöst werden kann. Die Erkrankung verursacht unangenehme Symptome wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Aufstoßen. Die Behandlung von Gastritis erfolgt in der Regel mit Antibiotika und Medikamenten zur Hemmung der Magensäureproduktion. Allerdings ist bei einer medikamentösen Therapie mit Nebenwirkungen zu rechnen. Präventive Maßnahmen wie eine gesunde Ernährung, Stressreduktion und der Verzicht auf Alkohol- und Tabakkonsum tragen zur Vorbeugung von Gastritis bei. In der Ernährung hat Sulforaphan ein großes Potenzial für die Behandlung von Gastritis, da der Stoff die Aktivität von H. pylori hemmt. Eine Supplementierung kann, neben einer ausgewogenen Ernährung, eine Möglichkeit darstellen, um Sulforaphan in konstanter Qualität und Menge zu sich zu nehmen.
Quellen
- AMBOSS. Magen: AMBOSS; 2022 [Stand: 03.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.amboss.com/de/wissen/magen/.
- Rudolf-Müller E. Magen: NetDoktor; 2022 [Stand: 06.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.netdoktor.de/anatomie/magen/.
- AMBOSS. Chronische Gastritis: AMBOSS; 2023 [Stand: 03.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.amboss.com/de/wissen/chronische-gastritis/.
- Bornemann R, Gaber E. Gastritis, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre: Heft 55. Ge-sundheitsberichterstattung des Bundes 2013.
- gesundheitsinformation.de. Magenschleimhautentzündung (Gastritis); 2023 [Stand: 03.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/magenschleimhautentzuendung-gastritis.html.
- Müller M, Amey-Özel M. Magenschleimhautentzündung: Ernährung: NetDoktor; 2022 [Stand: 06.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.netdoktor.de/krankheiten/magenschleimhautentzuendung/ernaehrung/.
- Technische Universität Braunschweig. Glucosinolate als Abwehrstoffe der Kreuzblütenge-wächse; 2023 [Stand: 06.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.tu-braunschweig.de/pharmbiol/forschung/ag-wittstock-abst-2#:~:text=Glucosinolate%20sind%20Vorstufen%20der%20wichtigsten,gebildet%20(%22Senf%C3%B6lbombe%22).
- Bae M. Sulforaphan – Der verborgene Schatz der Kreuzblütler. Vitalstoffe 2019:34–7.
- Houghton CA. Sulforaphane: Its „Coming of Age“ as a Clinically Relevant Nutraceutical in the Prevention and Treatment of Chronic Disease. Oxid Med Cell Longev 2019; 2019:2716870. doi: 10.1155/2019/2716870.
- Verkerk R, Schreiner M, Krumbein A, Ciska E, Holst B, Rowland I et al. Glucosinolates in Brassica vegetables: the influence of the food supply chain on intake, bioavailability and human health. Mol Nutr Food Res 2009; 53(2):219-265. doi: 10.1002/mnfr.200800065.
- Herr I. Kreuzblütler in der Krebstherapie. Aktuelle Gesundheitsnachrichten 2013; (8).
- Yanaka A. Role of Sulforaphane in Protection of Gastrointestinal Tract Against H. pylori and NSAID-Induced Oxidative Stress. Curr Pharm Des 2017; 23(27):4066–75. doi: 10.2174/1381612823666170207103943.